Bühne Donna x Machina
von Lukas Schöppl
Max Reinhardt Seminar/ Alte Studiobühne, 2024

Regie, Text: Lukas Schöppl | Kostüm: Nina Holzapfel | Musik: David Lipp | Licht: Ralf Sternberg | Regieassistenz: Luis Löwenstein

mit: Naomi Kneip, Bernadette Leopold, Jamie Petutschnig, Alexandra Schmidt, Florian Sohn

Kann uns ein moderner Deus ex Machina aus der Pflegekrise hinausmanövrieren? Altern, Sterben, Vergessen – Konstanten menschlichen Lebens, denen sich Lukas Schöppl in seinem Stück „Donna x Machina“ widmet. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen aus drei Generationen: Die älteste leidet an Demenz und wird zum Pflegefall. Sie singt – anders will sie sich nicht mehr mitteilen. Die eigene Mutter nicht mehr verstehend, fühlt sich auch die Tochter unverstanden, die plötzlich wieder Familienpflichten hat und dafür ihr Privatleben aufgeben muss. Die jüngste, Donna, steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden, möchte helfen, verliert sich in der Aufgabe, ihrer Oma beizustehen und wird dabei selbst immer vergesslicher.

Als die psychische und physische Belastung häuslicher Pflege zu groß wird, soll eine 24h-Pflegerin Abhilfe schaffen. Diese ist ein intelligenter Roboter. Eine Metapher für prekäre und ausbeuterische Care- Arbeit, die Menschen zu Maschinen macht. Was nach Zukunft klingt, ist bei genauerer Betrachtung ernüchternd gegenwärtig.

Bühnenbildassistenz Die Unbekannte aus der Seine 
von Ödön von Horváth
Volkstheater Wien, 2024

Regie: Anna Bergmann | Bühne: Volker Hintermeier | Kostüm: Lane Schäfer | Musik: Heiko Schnurpel | Video Art: Sophie Lux | Lightdesign: Ines Wessely | Chorleitung: Barbara Kier | Dramaturgie: Thomaspeter Goergen

mit: Birgit Unterweger, Lucas Gregorowicz, Sona MacDonald, Evi Kehrstephan, Christoph Schüchner, Nick Romeo Reimann, Günther Wiederschwinger, Hardy Emilian Jürgens, Uwe Schmieder, Irem Gökçen, Fabian Reichenbach, Theresa Eilenberger, Elisaveta Lyssenko; Kinderchor: Rising Voices

Es hat schon etwas Komisches, sich eine Wasserleiche romantisch übers Bett zu hängen, es hat auch etwas unheimliches an sich, seufzend unter einem Bildnis zu liegen, dem man den völlig absurden Ehrentitel „Mona Lisa des Selbstmordes“ verlieh – ganz zu schweigend davon, dass Wasserleichen, bei aller Liebe zu den in Lilien gebetteten Ophelien der Dekadenz-Malerei, gemeinhin nicht zum entspannten Lächeln neigen. Aber genau das schien den Meister des Unheimlichen und Komischen fasziniert zu haben, den Experten für Jahrmarkt und Wiener Nächte mitten im Weltuntergang; jenen Dichter, der behauptete seine Stücke seien überhaupt nur komisch, weil sie unheimlich seien, und der sich zweimal mit dieser Totenmaske beschäftigte: Ödon von Horváth, zum ersten Mal 1934 mit „Die Unbekannte aus der Seine“.

Bühnenbildassistenz Heit Bin E Ned Munta Wuan 
von Wolfgang Menardi
Volkstheater Wien, 2024

Regie, Bühne: Wolfgang Menardi | Kostüm: Jelena Miletić | Komposition, Musikalische Leitung: Matteo Haitzmann | Video Art: Ulrike Schild | Lightdesign: Voxi Bärenklau, Ines Wessely | Sounddesign: Matteo Haitzmann

mit: Samouil Stoyanov, Claudia Sabitzer, Matteo Haitzmann, Sixtus Preiss, Ingrid Eder, Flora Geißelbrecht, Iphigenie P.

Der Glanz ist dahin, die Monarchie dahin, selbst der Prater, der Hitler und der Haider dahin, kein Felix Austria mehr, kein Weltreich, nix. Im Naturhistorischen Museum schaut makaber der Tod durch alle gläsernen Scheiben der alten Vitrinen, leuchten die Glasaugen der toten Tiere. Die Wiener*innen sind Experten des Konservierens und Spezialistinnen des Scheins. Sie sind umarmende Präparatoren. Und der Tod kann hier lebendiger und kräftiger aussehen als das Leben selbst. Franz Joseph, Maria Theresia, Sisi – alle wohnen sie noch hier, und auch die Geister vom Heldenplatz jubeln und schreien. Die Toten wandeln unter uns, und sie sind sehr munter.

Bühnenbildassistenz Der Prozess
von Franz Kafka
Thalia Theater Hamburg, 2023

Regie: Michael Thalheimer | Bühne: Henrik Ahr | Kostüme: Michaela Barth | Kostüm-Mitarbeit: Kathrin-Susann Brose | Musik: Bert Wrede | Sounddesign: Sven Baumelt | Video: Rasmus Rienecker | Licht: Paulus Vogt | Dramaturgie: Emilia Linda Heinrich

mit: Marina Galic, Johannes Hegemann, Christiane von Poelnitz, Pauline Rénevier, Falk Rockstroh, Merlin Sandmeyer, Stefan Stern

Nichts ist hier normal. Obwohl im Leben Josef K.s alles in einigermaßen geregelten Bahnen läuft, wird er an seinem 30. Geburtstag von einer mysteriösen Behörde verhaftet. Eine konkrete Anklage gibt es nie –nur die Konfrontation mit einem System, das K. nicht versteht: eine Albtraum-Logik, die sich seinen Erwartungen immer wieder entgegensetzt. Sein Alltag überreizt sich mit Gesetzesstrukturen. Verstörende Figuren reden auf ihn ein. Der Mensch K. wartet also auf einen Gerichtsprozess. Aber welchen Prozess durchläuft er wirklich? Macht sich K. – ganz naiv und nervös – schuldig, ohne es zu wissen? Am Ende kommt jede Erkenntnis zu spät, und das Urteil ist uner¬schütterlich: Josef K. ist schuld – weil er lebt.

Bühnenbildassistenz König Lear
von William Shakespeare, Neuübersetzung von Miru Miroslava Svolikova
Thalia Theater Hamburg, 2023

Regie: Jan Bosse | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Kathrin Plath | Dramaturgie: Christina Bellingen | Musik: Jonas Landschier

mit: Wolfram Koch, Christiane von Poelnitz, Falk Rockstroh, Tilo Werner, Anna Blomeier, Toini Ruhnke, Pauline Rénevier, Johannes Hegemann; Live-Musik: Jonas Landerschier, Leo Schmidthals, Tilo Werner

Jetzt ist es aber wirklich genug mit der Herrschaft des alten weißen Mannes! Lasst endlich die Jungen ran, am besten junge Frauen! – So denkt hier der König selbst. Nun gilt es, den Nachlass zu ordnen, die gerechte Verteilung unter den drei Töchtern zu klären und sich mit Würde aus der Politik zurückzuziehen. Doch ganz so leicht ist es mit dem Loslassen von Macht leider nicht. Als die schmeichelnde Liebesbekundung der jüngsten und geliebtesten Tochter nicht wie gewünscht geliefert wird, enterbt er sie kurzerhand. Überhaupt überkommt es Lear angesichts seiner schwindenden Autorität, noch mal alles um sich herum anzuzünden und in Schutt und Asche zu legen, auf offensichtliche Heuchler zu setzen, bis ihm nichts mehr bleibt. Altersstarrsinn? Panik? Größenwahn? Beginnende Demenz? Das hilflose Klammern am geliebten Herrschertum? Anscheinend eine Schwäche, die nicht nur ihn betrifft; denn auch Graf Gloucester, einst sein Vertrauter, setzt auf das falsche Kind und schafft es nicht, würdevoll aus dem Spiel der Macht auszusteigen.

Warum ist es so schwer, loszulassen? Wer trägt die Verantwortung für das Erbe? Und welche Bedingungen darf man an die Nachfolgenden stellen? „Du hättest nicht alt sein sollen, bis du weise gewesen bist!“, resümiert der Narr, Lears letzter Begleiter in der stürmischen Heide.

Bühnenbildassistenz Caligula
von Albert Camus
Deutsches Theater Berlin/ Kammerspiele, 2022

Regie: Lilja Rupprecht | Bühne: Christina Schmitt | Kostüme: Annelies Vanlaere | Choreografie: Ronni Maciel | Musik: Philipp Rohmer | Video: Moritz Grewenig | Licht: Kristina Jedelsky | Dramaturgie: Juliane Koepp

mit: Elias Arens, Natali Seelig, Jonas Sippel, Juliana Götze, Christian Behrend, Rebecca Sickmüller, Guido Lambrecht, Manuel Harder, Harald Baumgartner, Jeremy Mockridge, Niklas Wetzel, Philipp Rohmer (Live-Musik)

Nach dem Tod seiner Schwester und Geliebten Drusilla nimmt der junge römische Kaiser Caligula die Existenz nur noch in ihrer Begrenztheit wahr. Das Leben erscheint ihm sinnlos. Aus Protest gegen eine Welt, „die in ihrer jetzigen Gestalt nicht zu ertragen ist“, verspricht er, das Lügen auszurotten, Privilegien und Konventionen abzuschaffen. Einst beliebt, treibt Caligula seine Sehnsucht nach einer grenzenlosen Freiheit weiter und weiter, alle Werte nivellierend, bis er schließlich zum Tyrannen und Mörder wird. Nun schließen sich erste Verschwörer zusammen. Unbeeindruckt forciert Caligula seinen staatlichen Terror auf immer schrecklichere Weise, aber um die von ihm Gequälten zum Widerstand zu zwingen. Ein Widerstand, der notwendigerweise seine eigene Auslöschung zur Folge haben wird: „Man kann nicht alles zerstören, ohne sich selbst zu zerstören.“

Installation / Musikprojekt Antiope, 2022
Geschrieben: Rhythmusgruppe Südwest | Koproduktion, Mix & Master: Samuel Irl

„Die Geschichte der Antiope ist auch eine Geschichte über den Fluch der Langeweile und über die Faszination des Häßlichen. Ja, Antiope, die schöne Tochter des schönen Vaters, die schöne Braut des schönen Bräutigams, begann sich zu langweilen. Das Schöne verlor seinen Reiz für sie, das Ausgeglichene regte sie auf, Harmonie machte sie wahnsinnig.“ (Michael Köhlmeier, Das große Sagenbuch des klassischen Altertums)

→ Link (Album)

Mitarbeit Bühne Planet Egalia – Ein feministisches Singspiel
Produktion: Christiane Rösinger / HAU Hebbel am Ufer
Teile des Stückes basieren auf „Egalias døtre” von © Gerd Brantenberg.
HAU Hebbel Am Ufer, 2021

Künstlerische Leitung, Text und Komposition: Christiane Rösinger | Regie: Meike Schmitz | Musikalische Leitung: Laura Landergott, Elise Mory | Band: Laura Landergott, Julie Miess, Elise Mory, Albertine Sarges | Bühne: Marlene Lockemann, Sina Manthey | Kostüm: Sophia Sylvester Röpcke | Choreografie: Rúben Nsue | Video und Live-Kamera: Kathrin Krottenthaler | Lichtdesign: Hans Leser | Künstlerische Beratung: Aenne Quiñones | Produktionsleitung HAU: Jana Penz | Produktionsleitung, Inspizientin: Chiara Galesi

mit: Jona James Aulepp, Sila Davulcu, Malte Göbel, Kaey Kiel, Doreen Kutzke, Laura Landergott, Julie Miess, Elise Mory, Rúben Nsue, Minh Duc Pham, Sophia Sylvester Röpcke, Christiane Rösinger, Albertine Sarges, Andreas Schwarz

Zurzeit stehen eher Dystopien als Utopien hoch im Kurs. Ganz anders in den 70ern, als zur Blütezeit der feministischen Utopie Autor:innen neue Gesellschaftsmodelle auf fernen Planeten und in möglichen terrestrischen Zukünften erschufen. In Norwegen drehte Gerd Brantenberg in ihrem Roman “Die Töchter Egalias” die Geschlechterverhältnisse einfach um, in den USA schaffte das Dreigestirn der feministischen Science-Fiction Ursula K. Le Guin, Joanna Russ und Marge Piercy in seinen Werken nicht nur Geschlechterunterschiede, sondern auch Klassengesellschaft und Privateigentum ab. “Planet Egalia” verbindet diese Utopien zu einem Singspiel zwischen feministischem Schwank und Gender-Lehrstück und schickt die Romanfiguren auf eine Gruppenreise in ein anderes Wahrscheinlichkeitskontinuum: die Erde im Jahr 2021.

Bühnenbildassistenz Ultraworld
von Susanne Kennedy und Markus Selg
Volksbühne Berlin, 2020 

Konzept: Susanne Kennedy, Markus Selg | Regie und Text: Susanne Kennedy | Bühne: Markus Selg | Sounddesign: Richard Janssen | Video: Rodrik Biersteker, Markus Selg | Kostüme: Lotte Goos | Licht: Kevin Sock | Dramaturgie: Hannah Schünemann.

mit: Malick Bauer, Suzan Boogaerdt, Erica Eller, Vanessa Loibl, Kate Strong, Bianca van der Schoot, Frank Willens, Zoë Willens

„Everyone is a hero in his birth. He has undergone a tremendous transformation from a little, you might say, water creature living in a realm of the amniotic fluid and so forth, then coming out, becoming an air-breathing mammal that ultimately will be self-standing and so forth, is an enormous transformation and it is a heroic act, and it’s a heroic act on the mother’s part to bring it about. It’s the primary hero form, you might say.“ (Joseph Campbell) 

Das Bewusstsein als eine virtuelle Konstruktion der Welt – eine dynamische, innere Simulation. ULTRAWORLD macht den Schöpfungsakt dieser virtuellen Realität sichtbar und zeigt die Reise und Trans­formation eines ausgewählten Menschen darin.

Bühne Die Legende von Dimi und Ela
von Sarah Dulgeris
Volksbühne Berlin/ 3. Stock, 2020

Regie: Katrin Lindner | Kostüm: Nina Lopac | Musik: Jan Jordan | Licht: Denise Potratz

mit: Antonis Antoniadis, Luc Schneider, Liv Stapelfeldt, Jan Jordan (Live-Musik)

Ein rasant erzähltes Biopic. Nach drei Jahren Trennung, Internierung im Jugendwerkhof und etlichen Eskapaden stellt Ela 1980 mit ihrem kleinen Sohn einen Ausreiseantrag in den Westen. Es folgen weitere Kinder, weitere Konflikte, kein Happy End. Die erwachsenen Liebenden erkämpfen sich Gemeinsamkeit, verlieren sich wieder, taumeln … Haftstrafe für den Vater, die Familie zerbricht. Die Kinder mitten zwischen zwei Menschen, die es versucht haben: Eine neue Generation voller Angst, Wut und Ohnmacht wächst heran. Ist Geschichte vererbbar? Tappt man zwangsläufig in dieselben Fallen?

Bühnenbildassistenz Mamma Medea
von Tom Lanoye
Volksbühne Berlin/ 3. Stock, 2020

Regie: Pınar Karabulut | Bühne & Kostüm: Michela Flück |  Musik: Daniel Murena | Licht: Denise Potratz | Dramaturgie: Degna Martens

mit: Elmira Bahrami, Malick Bauer, Amal Keller, Paula Kober, Sarah Maria Sander, Sylvana Seddig

Ein Blick, der trifft. Medea begegnet in Kolchis Jason, Anführer der Griechen und Stellvertreter der Kultur. In ihres Vaters Aietes’ Volk begegnet man ihm feindsinnig. Mit seinen Gefährten wähnt er sich unter Barbaren. Fremd ist er dagegen Medea und sie verfällt seinem Reiz des Anderen.
Aietes und ihre Schwester Chalkiope verratend, steht sie ihm bei seiner Prüfung um das Goldene Vlies bei: Soldaten, die dem Feld entwachsen, tötet er allesamt und nimmt Medea mit sich nach Korinth. Auf Basis von Euripides’ Tragödie kennt die Überschreibung des flämischen Autors und Dramatikers Tom Lanoye zwei Täter, die Schuldigen einer Ehe.

Bühnenbildassistenz Germania
nach Heiner Müller
Volksbühne Berlin, 2019

Regie: Claudia Bauer | Bühne: Andreas Auerbach | Kostüme: Patricia Talacko | Musik: Mark Scheibe | Korrepetition: Hans-Jürgen Osmers | Video: Rebecca Riedel | Licht: Hans-Hermann Schulze

mit: Malick Bauer, Katja Gaudard, Sebastian Grünewald, Peter Jordan, Amal Keller, Paula Kober, Mathis Reinhardt; Puppenspieler*innen: Sebastian Ryser, Lina Mareike Wolfram, Zenghao Yang; Sänger*innen: Friederike Harmsen, Rowan Hellier, Narine Yeghiyan; Chor, Mark Scheibe und Orchester

Zwei Stücke. Dazu eine „Preußische Eröffnung“. Der Bogen, den Müller schlägt, ist gewaltig. Die Varus-Schlacht im Jahre 9 n. Chr., die Nibelungen vor Stalingrad, Napoleon, Cäsar, Friedrich II., der Tod Luxemburgs und Liebknechts 1919, Hitler, Stalin, die Gründung der DDR, der 17. Juni 1953, Mauerbau, Alteigentümer nach dem Mauerfall. Germania. Die Geburt einer Nation aus dem Geiste des Krieges. Germania. Eine Groteske? Eine Tragödie?

Bühnenbildassistenz Final Fantasy
nach Oscar Wilde
Volksbühne Berlin/ 3. Stock, 2019

Konzept & Regie: Lucia Bihler | Künstlerische Beratung: Sonja Laaser | Bühne: Laura Kirst | Kostüme: Leonie Falke | Video: Rosanna Graf | Musik: Nicolas Fehr | Licht: Denise Potratz | Dramaturgie: Hannah Schünemann

mit: Katja Gaudard, Simon Mantei, Daniel Nerlich, Teresa Schergaut, Maria Walser

Lust als Trieb, als Mythos, Tabuthema, als Verbot, Befreiung, Sünde und Privileg, als Machtinstrument, als Manipulationswerkzeug, als Konstruktion? Die Lust, sie ist ein Kuriosum – auch für Oscar Wildes Salomé: „Ah! Du wolltest nicht, daß ich deinen Mund küsse, Jochanaan. Nun! Jetzt werde ich ihn küssen. Ich werde mit meinen Zähnen hineinbeißen wie in eine reife Frucht.“ Viele Jahre später befindet sich irgendwo auf der Welt oder auf einem fernen Stern eine kleine Zivilisation, die sich dem Phänomen Lust auf sonderbar intensive Art annimmt. Tatsächlich liegt der Gruppe als wichtigste Quelle Wildes Salomé-Bearbeitung vor: Diese wunderschöne, wahnsinnige Figur mit ihren Stalkern, dieser kuriosen Anziehungskraft und dem so dringlichen wie unerfüllten Begehren inspiriert sie zu einer Botschaft, die sie auf die Bühne bringen. So wie Salomé in ihrem Schleiertanz die weltlichen Schichten ablegt, um das ‚Wahre’ zu offenbaren, ist auch diese seltsame Gruppe auf der Suche nach dem Eigentlichen: Was ist die eigentliche Lust?
 

Bühnenbildassistenz Das Bauhaus – Ein rettendes Requiem
von Schorsch Kamerun
Volksbühne Berlin, 2019

Regie: Schorsch Kamerun | Bühne: Katja Eichbaum | Kostüme: Gloria Brillowska |  Musik: PC Nackt, Schorsch Kamerun | Licht: Frank Novak | Dramaturgie: Elodie Evers | Künstlerische Produktionsleitung: John McKiernan | Technische Produktionsleitung: Karina Zotz

mit: Paul Herwig, Paula Kober, Anne Tismer, Corinna Scheurle, Mia von Matt, Frank Willens, Musiker: Schorsch Kamerun, PC Nackt, Sir Henry, Elena Kakaliagou, Nils Marquardt, Jonas Urbat, Phonoschrank, Fee Aviv Marschall; projekt bauhaus und Gäste: Torsten Blume, Beatriz Colomina, Christian Hiller, Philipp Oswalt, Katja Szymczak, Mark Wigley; P14: Mauri Bachnick, Leander Dörr, Yasmin El Yassini, Ben Engelgeer, Imke Grünewald Francia, Elena Herrmann, Musa Kohlschmidt, Marlene Kommallein, Gesa Kreye, Anna Marie Lutz, Celine Meral, Natascha Merckens, Finn Michelis, Luzie Scheuritzel, Anaїs Urban, Leonie Volke; UdK Berlin: Mina Büker, Ferdinand Dölberg, Milan Dölberg, Charlotte Eitelbach, Tania Elstermeyer, Laurent Garnier, Veronika Melanie Haas, Magnus Krüger, Hansol Kim, Lorenz Lauten, Merav Leibküchler, Marleijn Spekking, Jannik Richard Steinmeyer, Ana Tomic, Thomas Zipp; DIE ETAGE: Lauren Fitzgerald, Karlotta Frank, Rocío Gottschalk del Pozo, Nadine Haas, Milena Nowak, Daniel Sellami, Henrike Swoboda, Evelin Uus, Tim Vandenbroeck;  Und: Kristina Pleinert, Luise Tismer, Hauke Vogt, Genoveva Wieland

Am 16. Januar wurde das Bauhaus-Jahr offiziell eröffnet. Und 100 Jahre nach seiner Gründung heißt es, das Bauhaus lebt und alle Welt arbeitet an seiner Aktualisierung. Doch im allgegenwärtigen Überfluss von Gestaltung ist möglicherweise deren Abwesenheit ein befreiendes Moment. Es ist an der Zeit, vom Bauhaus Abschied zu nehmen, um sich unvoreingenommen den Herausforderungen der Gegenwart stellen zu können.

Bühnenbildassistenz Die Hand ist ein einsamer Jäger
von Katja Brunner
Volksbühne Berlin/ 3. Stock, 2019

Regie: Pınar Karabulut | Bühne: Franziska Harm | Kostüme: Johanna Stenzel |  Musik: Daniel Murena | Licht: Denise Potratz | Dramaturgie: Degna Martens, Hannah Schünemann

mit: Elmira Bahrami, Malick Bauer, Paula Kober, Skye MacDonald, Linda Vaher

Für die heilige Julia am Kreuze – geheiligt sei dein Name, dein Reich komme nicht, dein Wille geschehe nicht, nicht im Himmel, nicht auf Erden, für die Schnecken, wegen Lohnungleichheit, für und wegen der Tretmühlen weiblichen Begehrens, für das Narrativ der frustrierten Lesben, für Burschenschaften, für Frauen über 55 (sogenannte Neutren), für Sonnenstrahlen auf kahlrasierten Häuptern, für blutige Innereien, für Festmähler, für Hildegard von Bingen, für Wetterschwankungen, für dich, sie, es, ihn, für uns. Darstellende: Viele. Viele Quotenfrauen. Weniger bis keine Quotenmänner. Es ist zu einer ewigen blauen Stunde.

Freie Bühnenbildassistenz abgrund
von Maja Zade
Schaubühne am Lehniner Platz, 2019

Regie: Thomas Ostermeier | Bühne und Kostüme: Nina Wetzel | Video: Sébastien Dupouey |  Musik: Nils Ostendorf | Sounddesign: Jochen Jezussek | Dramaturgie: Maja Zade | Licht: Erich Schneider

mit: Christoph Gawenda, Moritz Gottwald, Jenny König, Laurenz Laufenberg, Isabelle Redfern, Alina Stiegler

Ob sich das Wasser mithilfe von bunten Kristallen an seinen ursprünglichen Zustand erinnern kann, ob Tapeten die Wände zusammenhalten, ob es »Flüchtlinge« oder »Geflüchtete« heißt, ob man mit einer Hochzeit die anderen ausgrenzt, ob man als Hundebesitzerin leichter schwanger wird, ob in einer offenen Beziehung immer einer leidet und es daneben ist, wenn man auf einer Party eine Jogginghose trägt, wo man Dinkel kauft und wo Lavendel, ob ein Sabbat-Dinner für Atheisten ein Erlebnis ist, ob die Trüffelsuppe mundet, der Wein im Abgang nach Stachelbeere schmeckt und das Fleisch zart ist, ob die alptraumhafte, kannibalische Filmszene wirklich schon wieder nacherzählt werden muss, ob man heute noch oder wieder »prima« sagen kann: Beim Abendessen von Bettina und Matthias wird mit den Freundinnen und Freunden jedes Thema, ob wichtig oder unwichtig, diskutiert, während im Nebenzimmer die kleine Tochter Pia und das Baby Gertrud friedlich wie Engel schlafen … Unter der glatten Oberfläche der sich immer wiederholenden Phrasen und Gesprächsklischees der aufgeklärt-gebildeten Mittelschicht entwirft »abgrund« das Szenario der größten anzunehmenden Tragödie und lässt den Schrecken aus der Angst in die Wirklichkeit treten. Die Reaktion ist Schockstarre, bodenloser Small Talk, Verdrängung und die Hoffnung, alles sei nur ein Gedankenspiel gewesen.

Mitarbeit Bühne Madame Poverty. A set of emotion and sensation
von Marius Schötz
Volksbühne Berlin/ 3. Stock, 2018

Regie: Marius Schötz | Idee, Konzept, Liedtexte: Johanna Kobusch | Bühne: Robin Metzer | Kostüm: Florian Kiehl

mit: Paula Kober, Carolin Knab, Tiffany Köberich, Jonathan Kempf, Felix Mayr, Jorres Risse, Jakob Wundrack (Live-Musik)

Der erste Grund, warum Emma sterben muss, ist Gustave Flaubert. Es heißt, sie brachte sich, weil sie den Geschichten geglaubt und sie mit dem Leben verwechselte, um. Und auch heute gilt die Frage: Was passiert, wenn die Vorstellungen vom Leben demokratisiert werden und alle das wollen, was nur ein paar wenigen passiert? Die Inszenierung sucht mit Musik und Text nach einer Erfahrung, die die Grenzen zwischen Leben und Erzählung verwischt und uns mit Emma verschwestert.

Musikvideo Graffiti, 2018

Darsteller: Karl-Heinz Nagat | Kamera: Hannes Francke | Kostüm: Ingrid Buhrmann | Maske: Antonia Maar | Inhaltliche Mitarbeit: Leonhard Löffler-Dauth | Produktionsleitung: Anna Florin | Musik: Rhythmusgruppe Südwest, Sam Irl | Mix & Master: Samuel Irl, IML Headquarter Wien | Studer Tape Operator: Daniel Meuzard | Schlagwerk Aufnahmen: Feedback Studio, Wien

→ Link (Video)

Mitarbeit Bühne Romeo und Julia
von William Shakespeare, Deutsch von Marius von Mayenburg
Schauspielhaus Bochum, 2017

Regie: Marius von Mayenburg | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Miriam Marto | Musik: Matthias Grübel | Video: Sébastien Dupouey | Dramaturgie: Alexander Leiffheidt

mit: Sarah Grunert, Torsten Flassig, Jakob Benkhofer, Fridolin Sandmeyer, Michael Schütz, Matthias Redlhammer, Nils Kreutinger

Die Welt ist geteilt: Auf der einen Seite der Mauer herrschen die Capulets, auf der anderen die Montagues. Gewalt herrscht auf beiden Seiten. Jede Grenzüberschreitung, jede Begegnung fordert Verletzte und Tote. Warum verliebt sich Romeo, der Sohn des Hauses Montague, ausgerechnet in Julia, die Tochter Lady Capulets? Ist es die Lebensgefahr dieser Liebe, die beide zueinander zieht? Pater Lorenzo vollzieht die heimliche Trauung. Doch nach nur einer Nacht nimmt die Katastrophe ihren Lauf: Romeo tötet Julias Cousin Tybalt und muss fliehen. Julias resolute Mutter betreibt mit Hochdruck die Heirat ihrer Tochter mit einem Nebenbuhler. Es bleibt nur Flucht. Oder Tod. Oder beides.

Künstlerische Mitarbeit Skulptur Die Welt im Rücken
nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle
Akademietheater Wien, 2017

Regie: Jan Bosse | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Kathrin Plath | Musik: Arno Kraehahn | Licht: Peter Bandl | Dramaturgie: Gabriella Bußacker

mit: Joachim Meyerhoff

Ein Mann dreht durch. Was ihn umgibt, spricht zu ihm, Aufstand der Zeichen aus Werbung, Nachrichten, Alltag – er ist der Mittelpunkt des Universums. Eine Annäherung an psychische Ausnahmezustände, ein Kampf um Autonomie und Souveränität über die eigene Biografie.

Mitarbeit Bühne Kaspar Häuser Meer
von Felicia Zeller
Thalia Theater Hamburg/ Thalia Gauß, 2016
 
Regie: Friederike Harmstorf | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Sibylle Wallum | Dramaturgie: Susanne Meister | Musik: Konrad Hempel
 
mit: Gabriela Maria Schmeide, Birte Schnöink, Victoria Trauttmansdorff
 

Anika, Barbara und Silvia sind Sozialarbeiterinnen im Jugendamt. Ihre Schützlinge sind Kinder, für die sich die Öffentlichkeit erst dann brennend interessiert, wenn sie tot sind – misshandelt und verwahrlost aus sogenannten „schwierigen sozialen Verhältnissen.“

Der tägliche Kampf gegen Ohnmacht, Überforderung und Kapitulation eskaliert, als Kollege Björn sich mit „Björn-Out“ in den Krankenstand verabschiedet. Seine vielen unerledigten und schlecht dokumentierten „Fälle“ drohen den drei unermüdlichen Kämpferinnen das Genick zu brechen. Mit ihrem genau recherchierten Bericht aus dem Alltag deutscher Jugendämter gelingt Felicia Zeller eine abgründige und zugleich groteske Komödie. Als klugen Schachzug hat die Autorin nicht Opfer und Täter belauscht, sondern deren Betreuer. Jene also, die professionell das Elend von Kindern verwalten, und Tag für Tag stellvertretend für uns Zustände aushalten, die irgendjemand eigentlich ändern müsste – aber wer nur? Eine brillante Sprachreportage aus unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit, eine abgründige und irrwitzige Überforderungskaskade dreier Frauen, die das Chaos am Rande unserer Gesellschaft ausbaden – buchstäblich am eigenen Leib.

Musikprojekt Rhythmusgruppe Südwest, 2015
Geschrieben: Rhythmusgruppe Südwest | Mix & Master: Samuel Irl
 
 

Bühnenbildassistenz Die zehn Gebote
nach dem Filmzyklus „Dekalog“ von Krzysztof Kieślowski und Krzysztof Piesiewicz
Schauspielhaus Zürich/ Schiffbau, 2015

Regie: Karin Henkel | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Klaus Bruns | Video: Hannes Francke | Dramaturgie: Stefanie Carp | Musik: Daniel Regenberg | Licht: Michel Güntert 

mit: Carolin Conrad, Dagna Litzenberger Vinet, Lena Schwarz, Friederike Wagner, Rea Claudia Kost, Hilke Altefrohne, Vreni Urech, Christian Baumbach, Gottfried Breitfuss, Jean Chaize, Fritz Fenne, Nils Kahnwald, Milian Zerzawy, Hannes Francke (Live-Kamera), Marc Hemantha Hufschmid (Schlagzeug), Hipp Mathis (Bass), Aurel Kuthy / Thierry Voigt 

Welche Gebote und Verbote bestimmen unser Leben? Auf welche Werte und Tabus gründet sich unsere Gesellschaft? Und in welche Widersprüche und moralischen Konflikte verstricken sie uns? Der Autorenfilmer Krzysztof Kieślowski hat in seinem legendären Werk „Dekalog“ zehn Filme zu den zehn Geboten realisiert – mal in sehr direktem Bezug, mal assoziativ und frei. Für ihre Inszenierung in der Schiffbauhalle entwickelt die Regisseurin Karin Henkel aus Kieślowskis Vorlage einen vielgestaltigen Themenpark um die zentralen Fragen von Schuld und Bestrafung, Glaube und Zweifel, Liebe und Tod, Besitz und Verlust, Sicherheit und Erschütterung. Das Publikum begegnet den Figuren und Geschichten auf einer Wanderung durch die inneren und äusseren Räume einer existenziellen Topografie, welche in den Räumlichkeiten der Schiffbauhalle eine eigene Realität gewinnt.

Assistenz des Bühnenbildners Dantons Tod
von Georg Büchner
Burgtheater Wien, 2014

Regie: Jan Bosse | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Kathrin Plath | Musik: Arno Kraehahn | Video: Meika Dresenkamp | Licht: Peter Bandl | Dramaturgie: Gabriella Bußacker

mit: Jasna Fritzi Bauer, Daniel Jesch, Ignaz Kirchner, Peter Knaack, Fabian Krüger, Michael Maertens, Joachim Meyerhoff, Hermann Scheidleder, Aenne Schwarz, Adina Vetter, Stefan Wieland

Dantons Tod spielt in einer der düstersten Zeiten der Französischen Revolution: es herrscht die Guillotine. Die Ideale des Aufbruchs in eine neue Zeit drohen sich in ihr Gegenteil zu verkehren. Gnadenlos werden politisch Andersdenkende oder die eigene Machtposition bedrohende „Feinde“ der Revolution vor das Tribunal gestellt, das nur zwei Urteile kennt: Freispruch oder Tod. 1835 nutzte der junge Büchner – selbst in unruhigen Zeiten lebend – diesen historischen Hintergrund, um in seinem Drama existenzielle Fragen zu stellen: Kann es ein gerechtes politisches System geben, in dem jeder einzelne Mensch ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen kann? Ist der Mensch zum friedlichen Zusammenleben fähig? Oder existiert in jedem von uns das „Tier“, das bereit ist, zu töten, wenn es um den eigenen Vorteil geht? 

Bühnenbildhospitanz Die Möwe
von Anton Tschechow, Deutsch von Andrea Clemen
Akademietheater Wien, 2014

Regie: Jan Bosse | Bühne: Stéphane Laimé | Kostüme: Kathrin Plath | Musik: Arno P. Kraehahn | Video: Sophie Lux, Anna Bertsch | Licht: Felix Dreyer | Fotografie: Reinhard Werner | Dramaturgie: Gabriella Bußacker.

mit: Christiane von Poelnitz, Daniel Sträßer, Ignaz Kirchner, Aenne Schwarz, Johann Adam Oest, Barbara Petritsch, Mavie Hörbiger, Michael Maertens, Martin Reinke, Peter Knaack.

Wer ist der Regisseur des eigenen Lebens? Und was und wie erzählen wir davon auf dem Theater? Tschechow versammelt drei Generationen auf einem Landgut an einem idyllischen See, wo der Sommer scheinbar ereignislos vergeht.
Kostja liebt Nina vom Nachbargut. Sie soll sein neues Stück aufführen. Sie will zum Theater, er sucht nach neuen Formen. Nina schwärmt für den erfolgreichen Schriftsteller Trigorin, den Liebhaber von Kostjas Mutter, der berühmten Schauspielerin Arkadina. Ihre abfälligen Bemerkungen lassen Kostja die Vorstellung abbrechen. Tief gekränkt schießt er eine Möwe, die er Nina schenkt.

Ein Sujet für eine kleine Erzählung, wie Trigorin in einem Gespräch mit Nina meint, die sich unsterblich in ihn verliebt: Am Ufer eines Sees lebt ein junges Mädchen, glücklich und frei wie eine Möwe. Dann taucht ein Mann auf und vernichtet sie, aus Langeweile. So wie die Möwe. Während die Alten über ihr Leben und die Kunst räsonieren, steuern die Jungen desillusioniert in eine katastrophale Zukunft. Leben oder Kunst? Oder Liebe? Oder Geld?